Im Winter ist es zweifarbig. Die kühle Luft besteht aus zwei gleichen Farben. Im Frühling herrscht eine bunte Mischung zwischen Nässe, Trockenheit und milden Windstößen. Frühlingshafte Tage beinhalten selbstverständlich ebenfalls winterliche Eigenschaften.
Und der Sommer ist der Anfang. Zu Beginn erhellt der Überfluss die Straßen. Durchschnitt. Und es bleibt nicht konstant. Den Herbst gibt es nicht. Ich liebte den Herbst. Irgendwann verdrängt in einen toten Winkel.
Schlagwort: art
Vertizont
Zwing‘ es mir nicht auf.
Meine Zügel sind frei. Ich bin ohnehin schon anonym in meiner Welt. Außerhalb ist nichts, das mich besonders machen könnte.
Nicht einmal die Senkrechte in meinem Auge hält mich auf. Der Sprung erreicht mein Bewusstsein.
Buntes Vakuum
Wer wägt meine Kreativität ab?
Fällt mein Ich – immer wieder mein Ich – ins Gewicht?
An meiner Fantasie klebend, hängend, sie umklammernd, mich schmerzlich vor vermeindlicher Loslösung in sie hineinkrallend, hebt die Waagschale sich und die Last auf der Gegenseite scheint plötzlich nicht mehr im Zentrum des Interesses zu stehen.
Einbrechende Blicke
Bald gibt es keine Geheimnisse mehr. Alle Wunder entschwinden mit der gewaltsamen Öffnung der bis jeher verhüllenden Schale.
Bald gibt es keine Geheimnisse mehr. Der Schutz lässt nach, mein Verstand verabschiedet sich von dem längst ins Rollen gebrachten Stein, der die Hülle zerstört und den Schleier durchschneidet, gewaltsam und doch geschickt. Wunder entschwinden und geborgene Dunkelheit wird grell erleuchtet, während das Rätsel geöffnet und seziert wird.
Bald gibt es keine Geheimnisse mehr.
Die Gewalt spiegelt sich in meinem Auge wider, ohne dass ich sie sehen kann. Doch alle beobachten mich, und mich, die nicht kann und doch ist und mich, die nicht will und die muss.
Eine Aufführung, der ich nicht gewachsen bin. Ein Spiel, dem ich den Rücken zukehre. Und doch, es bin ich.
Der Tintenfisch
Ich füttere den Tintenfisch. Er spuckt aus ein Wort, dann zwei. Dann drei. Das Papier sagt: „Blubb, blubb, blubb.“ Nein, mehr hast du nicht drauf? Armselig. Ich quetsche ihn aus. Komm, was hast du jetzt zu sagen, du Stück Papier?! „Schwindel treibt den Kopf in die Tiefe, bis der Hals sich dreht und alle Organe vergessen, welch Aufgabe ihnen innewohnt.“ Nun, damit kann ich nichts anfangen. Versuchen wir es noch ein letztes Mal. Ich gebe dem Tintenfisch ein Leckerli. Sag mir, was du sagen kannst, Papier! „Kraft ist da, wo sie zu Schwäche wird und Schwäche ist überall. Heute ist morgen.“ Na gut, es scheint kein günstiger Tag zu sein. Ich probiere es morgen noch einmal in Ruhe, diesen teuren Tintenfisch auszuquetschen – dann spuckt er vielleicht etwas Sinnvolles aus.
So, du Tintenfisch, ich hoffe, dir geht es heute besser. Hier, hast du dein Frühstück.
Und nun, sprich, Papier. Sprich mit mir! Es erscheinen zunächst nur Kleckse auf der weißen Fläche, doch dann beginnt das Papier zu reden: „In trüber Stimmung tanzt die blaue Ziege umher mit blauen Hörnern im Glanz der Nachtsonne mit purpurnem Himmel und Sternen.“ Ja, das ist nicht schlecht. Weiter so. „Die Gebärdensprache zeigt auf sie und sie beendet schlagartig die Bewegung. Stattdessen kommt sie auf dich zu, langsam und schwer atmend. Ergreift deine Hand, sagt „Tschüs“ und nimmt den Tanz wieder in wahnsinniger Dynamik auf. Sie steppt von einem Bein zum anderen, hebt die Arme in die Höhe, schwingt den Kopf und die Hüfte, als wären die Tiere keine Tiere. Sind sie auch nicht.“
Das ist ja vorzüglich. Friss, Tintenfisch! Friss noch mehr. Und er kotzt und kotzt, bis das Papier vollkommen beschmiert ist. „Der Hammer zerschlägt die gute Stimmung, schlägt die Ziege entzwei und lacht so schelmisch, dass der Morgen naht und alle vergessen, was geschehen ist. Am nächsten Tag beschließt der Pfarrer die blaue Ziege zu suchen, da sie nicht im Gottesdienst erschienen ist. Keine Spur von ihr, denn alles, was von ihr übrig ist, ist eine Halskette, von der niemand weiß, dass sie sie trug. Du schleichst dich an, zu der Stelle, wo der Hammer die Ziege getroffen hatte und nimmst das Amulett mit. Reißt es an dich, als wäre es dein. Siehst du, welchen Schatz sie bei sich hatte? Es ist das Freiheitselixier, das einen immun von Fesseln macht. Man ist immer frei. Aber nicht vom Tod, deshalb hat sie ihn im Hammer gefunden.“ So langsam nimmt diese Geschichte einen grotesken Verlauf. Vielleicht sollte ich dem Tintenfisch etwas anderes zu futtern geben. Hier, hast du eine Banane. Und das Blatt redete weiter: „Und in seinem Schlaf redete der Pfarrer nur noch von der Ziege, als wäre sie seine Geliebte gewesen. War es nicht so? Stöhnend wacht er auf und findet eine Pfütze auf seinem Bauch vor seiner Nasenspitze. Er liest sie insgeheim und ganz genau, denn es könnte ja eine versteckte Botschaft der Ziege sein. Er liest und liest, doch findet keine Antwort. Alles, was er versteht ist: Es fehlt Gelb. Das nützt ihm jedoch auch nichts. Jedenfalls sammelt er alles, was die Farbe Gelb trägt und bringt es nach Hause. Darunter befinden sich eine Menge Blütenblätter, ein Strohballen, Früchte und Stoffe. Er mixt alles zusammen und damit es auch gut riecht, gibt er einen Schuss Goldstern-Extrakt dazu. Er trinkt davon und ihm wird schlagartig übel. Nach langem Ringen mit dem Tod, gewinnt dieser jedoch und schwingt die Sense. Du schleichst dich rein, nimmst dem Pfarrer sein Heiligtum, dass bis dato noch seine Wand zierte – ein Kreuz-Anhänger, rennst davon und freust dich über deine neue Beute. Du hast es geschafft, du hast den zweiten Freiheitsanhänger gefunden und nun stirbst auch du. Und findest deine wahre Freiheit.“ Das war nun eine recht hübsche Geschichte, danke lieber Tintenfisch. Du hast deinen Soll getan. Und jetzt wandere in den Kochtopf. Demütig wandert der Tintenfisch in Richtung Kochtopf. „Auch ich finde nun meine wahre Freiheit“, blubbert es im Topf.
Sehnsucht nach Inspiration
Die Kreativität bleibt mir fern
Ich blicke stur geradeaus
Doch alles, was ich sehe, ist Leere
Bin umgeben von diesem und jenem
Aber die Kreativität bleibt mir fern
Ich will zeichnen, schreiben, malen
Formen, Worte, Farben
Schwirren umher
Hier und da
Und in meinem Kopf
Aber bilden keinen Knoten
Denn die Kreativität bleibt mir fern
Ich sehne mich nach Inspiration
Und durchsuche mein Bewusstsein
Nach Lösungen, Ideen, Visionen
Doch weiß ich nicht, wo sie sind
Da wird mir klar
Ich kann es nicht
Und gebe auf
Resigniert
Und frage mich
Weshalb bleibt mir die Kreativität nur so fern?
Blockade. Verdichtung der Gedanken- und Kommunikations-Paralyse
Zwei miteinander verschlungene Enden. Oder ein Knoten? Die Frage nach dem „Ob“. Der Knoten zog sich immer mehr zusammen, doch verwandelte er sich am höchsten Punkt in eine schlicht schöne Verschlingung.
Zeig mir deine Augen
Er ist da
Ich bin da
Wir blicken uns an
Er offenbart, was mir verborgen bleibt
Verpackt die Wahrheit in Lüge und Schmeichelei
Alles ist vertauscht
Nichts ist so, wie es zu sein scheint
Und doch ist es das, was er sieht
Aber ist es auch das, was ich sehe, was er mir zeigt?
Ich sehe Schlechtes im Guten
Der Moment ist kurz
Und mein Verstand ist beschränkt
Das bin nicht Ich, die er mir zeigt
Sie ist anders
Sie ist schön und sie ist hässlich, aber sie ist nicht Ich
Manchmal ist sie sehr speziell
Manchmal ist sie charmant
Manchmal ist sie scheußlich
Aber nie ist sie Ich
Er zeigt mir nicht, was mir verborgen bleibt
Er erzählt mir keine Wahrheit
Er lügt und lügt und lügt
Bis man ihm glaubt
Ich bin verliebt in die Unwahrheit
Und hasse sie zugleich
Spiegel, zeig mir deine Augen. Ich will aus ihnen sehen
