GEDANKEN.

Atmen

Die Enge treibt uns in den Wahnsinn. Befinden wir uns nicht schon längst in einem Luftschloss voller Illusionen? Wo auch immer wir hinsehen, Freiheit bleibt ein Wort auf einem platzenden Ballon, an dem wir unerbittlich festhalten. Bis wir fallen. Gleich darauf versinkt ein Teil von uns in Frustation, ein anderer in Resignation. Und dann tauchen wir ab. Unscheinbar und still verlässt uns ein letzter Gedanke an ein Leben von Luft und von Liebe, die schwindet, lange bevor der Atem vergeht. Ob grausam oder friedlich – unser Ende ist das gleiche. Ob es ein kranker Körper oder eine kranke Gesellschaft ist, die uns ersticken lässt – es ändert nichts an unserer unfreiwilligen Konsequenz, unser Leben in Luft aufzulösen.

GEDANKEN.

Vom Aussterben bedroht?

Kontroverse Kunst an deutschen Kunsthochschulen

Man muss aufpassen, was man sagt. Verbotene Wörter überall – es wimmelt nur so von Gefahren. Unsere Cancel Culture gleich einem regelrechten Minenfeld. Triggerwarnungen, Einschränkungen, Zensuren bei Veröffentlichungen. Wohin führt uns das?
Es ist sicher bis zu einem gewissen Grad in Ordnung, wenn bestimmte Personengruppen durch das Vermeiden von bestimmten Begriffen geschützt werden. Es ist auch wichtig, dass Kinder vor Darstellungen von Gewalt und Pornografie geschützt werden. Wie geht man allerdings in der Kunst damit um? Ist Kunst nicht ein Bereich, wo man alles darf? Natürlich wurde über die Grenzen der Kunst schon lange diskutiert. Aber haben wir eine Antwort, die allen gefällt? Die Grenzen sind auf jeden Fall fließend und individuell zu ziehen.
Seit Jahren sehe ich Kunststudierende, die strebsam versuchen, kritisch und elitär zu sein. Aber alles auf einem braven Level. Bloß nicht anecken. Man will respektvoll sein und niemandem auf die Füße treten. Doch was wäre Kunst, wenn innerhalb dessen nicht alles erlaubt wäre? Oder wo zumindest nicht viel mehr toleriert werden würde als sonst? Kunst ist nicht die wahre, reale Welt. Kunst ist Kunst. Es ist ein spezieller Rahmen, der gesteckt wird und der es erlaubt, Aussagen zu treffen und das auf eine ungewöhnliche Art und Weise.
Es wird zusehends weniger mit echter kontroverser Kunst, die aufrüttelt, rebelliert, kritisiert und provoziert. Das wäre ein Feld, dem wir uns intensiver widmen sollten. Denn es ist selbstverständlich nicht alles toll. Es gibt unzählige Dinge, die man kritisieren könnte und sollte. In Deutschland aktueller denn je. Wenn man nach dem „angemessenen“ Wie fragt, kommt die nächste Schwierigkeit. Ist ein Kunstprojekt zu sanft, zu still, trotz kritischem Inhalt, gewinnt es vielleicht den ein oder anderen Preis oder der oder die Künstler/in erhält ein Stipendium, im glücklichsten Fall. Aber interessiert es jemanden darüber hinaus?
Natürlich sollte man nicht provozieren, lediglich der Provokation wegen. Doch heute geht man im Stimmengewirr vom ungebändigten Medientalk unter. Einmal kurz mit den Fingernägeln an der Tafel kratzen würde möglicherweise helfen. Was man dann mit der gewonnen Aufmerksamkeit tut, sei weise überlegt.

GEDANKEN.

Ohne Seele keine Kunst

Welchen Anspruch ich an meine oder fremde Kunst habe

Es ist egal, welches Medium gebraucht wird. Ob vor mir eine Radierung, eine Fotografie oder eine Malerei liegt oder ob ich live an einer Performance teilhabe – die Technik macht lediglich einen oberflächlichen Unterschied. Tiefer geht es mir jedoch darum, dass jemand etwas zu sagen hat. Kunst darf schön sein; Kunst darf hässlich, eklig, schockierend sein; Kunst darf politisch, kritisch, provokant sein. Kunst darf alles, ja. Aber die Frage, die ich mir immer wieder stelle, geht in Richtung Sinnhaftigkeit. Natürlich liegt es im Auge des Betrachters, was als sinnvoll oder sinnlos erachtet wird. Jedoch nervt und langweilt mich vieles, was ich sehe. Wenn in einem Kunststudium darüber referiert wird, wie erhellend und erkenntnisreich es sein soll, ein Haus komplett schwarz und dann komplett weiß anzumalen, kann ich mich nur noch verständnislos abwenden. Wenn darüber diskutiert wird, ob Orange eine angenehme Farbe für eine Website ist, schalte ich schon innerlich ab. Wenn Professoren fragen, warum gezeichnete Augen ohne Kontext „so asiatisch“ aussehen, kann ich die Hochschule als einen Ort der Entwicklung nicht mehr ernst nehmen. Wieso stellen die meisten Menschen so belanglose Fragen? Wieso beschäftigen sich die meisten Menschen, auch in der Freien Kunst, mit belanglosen Themen? Wieso sind so viele Kreative einfach nur handwerklich fähig, aber ohne jegliche Inspiration, ohne Vision, ohne Seele?
Mein Auftrag ist klar und meine Kunst nur ein Mittel zum Zweck. Es mangelt mir selten an Kreativität. Sie ist für mich auch nicht das Endziel, sondern etwas, das ich benutze, um zu forschen und zu kommunizieren.

GEDANKEN.

Wo bleibt der Altruismus?

Einmal von der Muse geküsst und das Image ist befleckt. Geht nie mehr aus der Wäsche. Zukunft verbaut? Was ich als weibliches Fotomodel zum Thema altruistisches Handeln zu sagen habe:
Ist es egoistisch, sich jahrelang von den unterschiedlichsten Menschen fotografieren zu lassen,  ihnen zuzuhören, sie anzuschauen, innen und außen, deren Werke zu betrachten, nicht wegzuschauen, wenn’s um das Dazwischen geht, das Dazwischen mit sich mitzutragen, mitzuschleppen, zu schleppen, zu schleppen, bis zum Zusammenbruch, bis zum Ausbruch, … gar bis zum Bruch mit dem Menschen hinter der Kamera? Ist es egoistisch, vielen fotografierenden, wie auch immer geschlechtlich und sexuell gearteten, Menschen Ideen zuzuspielen, mit ihnen gemeinsam Konzepte kleinerer und größerer Art zu entwickeln, Bilder zu machen, sich selbst nicht nur als helfende Hand zu verstehen, sondern als helfender Körper, als individuelle, kreative Projektionsfläche für was auch immer? Was heißt überhaupt Selbstlosigkeit? Ist letztlich nur eins von vielen deutschen Wörtern, ganz sachlich gesehen. Ein Interpretationsspielundspaßraum für Philosophen und angehende Philosophinchen. Am Ende des Tages auch nur ein nahezu leerer Begriff, solange du ihn nicht mit Bedeutung oder Wertung füllst. Das macht aber für andere zu 90% trotzdem keinen großen Unterschied.
Worte vergleichbar mit leeren Bildern – oder vollen Bildern? Überfüllt sein mit Bedeutung! Das kennt man doch aus Büchern, in denen es um schöne, lange, verrückte Phasen verrückter Menschen geht. Hoffentlich.

Was hat das mit mir zu tun??

Wichtig könnte es sein, das Minenfeld im Dazwischen zu erkennen und das Copyright im Herzen nicht zu vergessen. Auch schön zu wissen ist, wenn man die EGALHEIT zu schätzen weiß. Dann ist es nämlich höchste Zeit, von einer Rolle loszulassen.

GEDANKEN.

Lebenskunst

Es ist kein Hexenwerk zu spüren, welch Chaos auf der Welt herrscht

Im Großen wie im Kleinen.
Im Außen wie im Innen.
Auf Ebenen in Dimensionen.
Auf Ebenen in Photoshop-Programmen der Kunsthochschulen dieser Welt.
In Sprachen der Bipolarität.
In Sprachen von Geschlechtern.
In Viren der Krankheit.
In Pollen der Gesundheit.

Welches Gerücht hat sich bei Dir gehalten?
Welches Video geht bei Dir viral?
Was fehlt Dir, um zu verstehen?

GEDANKEN.

Elite oder Niete

Reich an diesem. Arm an jenem.
Schönes Haus. Ekelhafte Worte. Kompetent im Beruf. Unfähig mit Gefühlen. Gesunde Leistungen. Kranke Freundschaften. Intelligent wie ein Roboter. Stumpf wie die Leere in jeder deiner Gesten. Weiß, Schwarz, Weiß, Schwarz.
Erlernte Professionalität. Aufgesetzte Maske.
Wo ist das wahre Ich? Wer bist du dahinter? Wie bist du? Wie fühlst du wirklich? Was interessiert dich? Was tust du, wenn die Repräsentation nach außen keine Rolle mehr spielt?

Welche Rolle könntest du niemals ablegen?

Angemessene Reaktionen. Berechenbares Verhalten.
Antrainierte Blicke, Gesten, Lächeln, Worte.
Funktionieren in einer Gesellschaft. Geschafft – es läuft.
Massen-Ware-Massen-Menschen.
Mich interessiert, wer ihr wirklich seid. Hinter der Fassade.
Floskeln. Smalltalk. Trivialgespräche – das zivilisierte Leben erhaltend.
Auf der anderen Seite: Bilder von Künstlern mit einem Fünkchen mehr Echtheit. Eine Spur gehaltvoller als das tägliche Geschwätz einer Person, die sich elitär fühlt.

Doch warum kommunizieren Leute in verschiedenen Meta-Sprachen?
Und ich frage mich selbst, wie ich dazu stehe: Ist es Verachtung oder ist es Neid? Will ich die Sprache der Elite beherrschen?