GEDANKEN.

In der Dunkelheit lügen wir

Wir sehen nichts, wir hören nichts, es ist still und schwarz. Sagen wir ein Wort,  geben wir einen Laut von uns, musst du überlegen, ob es dir gefällt. Ist unser Ton laut oder leise, hoch oder tief. Kommt eine spöttische Färbung noch hinzu oder fällt das Wort monoton ab, wie ein Stein, der schwer und dumpf zu Boden knallt. Nichts Besonderes. Ich dachte, es würde mir Mühe machen, etwas zwischen den Zeilen herauszulesen. Doch hört und sieht man genau hin, so öffnen sich Ohren und Augen. Man erkennt. Dich hab ich damals für unwirklich gehalten, aber jetzt weiß ich, du hast etwas sehr Reales an dir. Die Fragen, die ich oder du gestellt haben, waren freundlich. Geradezu lieb. Haut für Haut blätterten wir ab, nach jeder Antwort. Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte, bis wir schließlich nackt bis auf die Knochen da saßen. Es war skurril. Keine Schicht mehr da, die es erlaubte, dass wir uns ihr entledigten. Ein unsichtbarer Mantel von Nichts. Und dann fing es an, unangenehm zu werden. In der Dunkelheit tauchten wie leuchtende Gebilde die Lügen auf. Sie nahmen Platz und ihre Rolle ein. Wie behandeln wir sie nun? Man erzählt Geschichten von Gut und Böse und jenseits der Wahrheit. Wo ist es warm und wo kalt? Das ist noch immer unklar. Für mich, für mich bedeutet immer noch, Leichtigkeit zu genießen, da wo die Lügen einem keine Fallen stellen, fern von einem, weit weg von dem Spielraum des eigenen Handelns. Es fällt mir oft schwer, einen geraden Satz auszusprechen, denn du kannst es kontrollieren. Du bist derjenige, der mich in der Hand hat. Heraus damit. 

Immer noch spielten sie ihr Spiel. In der Abwesenheit von Logik erhascht man ein Gefühl. Es führt einen in die Irre oder zur Erkenntnis. Sie gaben sich gegenseitig noch eine Chance, dann krachte es ordentlich. Das Licht zündete den Funken einer Idee. Diese gab keine Ruhe, bis…

Bis es so grell wurde, dass alle blind wurden und der Tastsinn an Bedeutung gewann. Wir fühlten uns wieder. Uns selbst und die anderen. Woher kamen denn nur die Unwahrheiten, die noch anständig in der Ecke saßen? Ich nahm an, dass das mein Fehler war. Was sonst sollte der Anlass gewesen sein. Ich ziehe sie an, die Macken. Ecken und Kanten gehören eben auch dazu. Was isst du heute zu Mittag? Gibt es etwas Warmes oder bleibt es bei der Pizza von gestern? Sie krabbelt bald schon aus dem Karton, will in den Müll – da gehört sie hin. Oder nicht?

Frag dich mal, was die Wahrheit ist? Kennst du sie genau? Kennst du auch ihre Schwachstellen. Schau ganz genau – da ist viel Potential für Anfälligkeiten. Und wenn mal kein Lichtschalter da ist, was machst du dann? Dann sprudelt es wie jetzt aus einem heraus, ohne Zögern und Stoppen. Dann liegt es an dir, den Punkt zu setzen. Einfacher geht es nicht.