GEDANKEN.

Vom Aussterben bedroht?

Kontroverse Kunst an deutschen Kunsthochschulen

Man muss aufpassen, was man sagt. Verbotene Wörter überall – es wimmelt nur so von Gefahren. Unsere Kultur gleich regelrecht einem Minenfeld. Triggerwarnungen, Einschränkungen, Zensuren bei Veröffentlichungen. Wohin führt uns das?

Es ist sicher bis zu einem gewissen Grad in Ordnung, wenn bestimmte Personengruppen durch das Vermeiden von bestimmten Begriffen geschützt werden. Es ist wichtig, dass Kinder vor Darstellungen von Gewalt geschützt werden. Wie geht man allerdings in der Kunst damit um? Ist Kunst nicht ein Bereich, wo man alles darf? Natürlich wurde über die Grenzen der Kunst schon oft diskutiert. Aber haben wir eine Antwort, die allen gefällt? Die Grenzen sind fließend und individuell zu ziehen.

Jahrelang sah ich Kunststudierende, die strebsam versuchten, kritisch und elitär zu sein. Aber alles auf einem braven Level. Bloß nicht anecken. Man will respektvoll sein und niemandem auf die Füße treten. Doch was wäre Kunst, wenn innerhalb dessen nicht alles erlaubt wäre? Oder wo zumindest nicht mehr toleriert werden würde als sonst? Kunst ist nicht die wahre, reale Welt.
Kunst ist Kunst. Es ist ein spezieller Rahmen, der gesteckt wird und der es erlaubt, Aussagen zu treffen und das auf eine ungewöhnliche Art und Weise.

Es wird zusehends weniger mit echter kontroverser Kunst, die aufrüttelt, rebelliert, kritisiert und provoziert. Das wäre ein Feld, dem wir uns intensiver widmen sollten. Denn es ist selbstverständlich nicht alles toll. Es gibt unzählige Dinge, die man kritisieren könnte und sollte. In Deutschland aktueller denn je. Wenn man nach dem „angemessenen“ Wie fragt, kommt die nächste Schwierigkeit. Ist ein Kunstprojekt zu sanft, zu still, trotz kritischem Inhalt, gewinnt es vielleicht den ein oder anderen Preis oder der oder die Künstler/in erhält ein Stipendium, im glücklichsten Falle. Aber interessiert es jemanden darüber hinaus?

Natürlich sollte man nicht provozieren, lediglich der Provokation wegen. Doch heute geht man im Stimmengewirr vom ungebändigten Medientalk unter. Einmal kurz mit den Fingernägeln an der Tafel zu kratzen, würde möglicherweise helfen. Was man dann mit der gewonnen Aufmerksamkeit tut, sei weise überlegt.